Seit je her führte durch Büron eine wichtige Nord- Süd- Verbindung. Zunächst von den hier lebenden keltischen Stämmen genutzt, bauten die Römer sie später aus. Als alter Römerweg bekannt, verband
er die Garnisonsstadt Vindonissa (Windisch bei Brugg) mit Italien.
In Schenkon zweigte die Strasse nach Sursee ab, welches bereits eine ansehnliche Siedlung (Vicus) war und verlief weiter über Eich, Sempach-Kirchbühl, Rothenburg, den Renggpass bei Hergiswil,
Giswil, Brünig, Grimsel, Nufenen in die Provinz Ligurien.
Diesen alten Römerweg oberhalb der Autobahn bei Schenkon sollte man unbedingt einmal bewandern. Nebenbei sei erwähnt, dass auf diesem Weg der Habsburger Herzog Leopold im Jahre 1386 von Sursee her kommend in die Schlacht bei Sempach zog. Er hätte besser auf seinen Hofnarren gehört, der ihn vor der Schlacht gewarnt hatte!
In Büron verlief dieser Fuss- und Fahrweg ab der Dorfmitte, durch eine Furt über den Bach die „Hohle“ hinauf und dann immer leicht erhöht bis Schenkon. Noch heute ist ein Teil dieses alten Weges oberhalb des Sonnlachenquartiers an der „alten Kantonsstrasse“ sichtbar.
Während Jahrhunderten blieb das alte Wegenetz weitgehend unverändert.
Sämtlicher Verkehr, seien es Wanderer, Reiter oder Fuhrwerke, musste bei jedem Wetter den beschwerlichen Weg über die Hohlgasse in Büron nehmen. Ein steiles und gefährliches Wegstück. Und wehe, es gab Gegenverkehr, denn ein Kreuzen war schier unmöglich. Als eigentliche Landstrasse wird dieser Weg in den Akten ein erstes Mal im Jahre 1610 erwähnt.
Es waren die heftigen Unwetter des Jahres 1813, welche eine längst notwendige Änderung brachten. Zwischen Büron Dorf und Geuensee war nämlich ein guter Teil der alten Landstrasse abgerutscht, dies vor allem im Gebiet Schleerüti. Und noch im gleichen Jahr beschloss der Regierungsrat des Kantons Luzern, „es solle eine Strasse unten am Berge von Büron bis gegen die Kapelle zu Geuensee neu angelegt werden" (1).
Treibende Kraft für den Bau der neuen Kantonsstrasse nach Sursee war der Büroner Jakob Bühler, Gemeindeammann, Grossrat und Oberamtmann des Amtes Sursee.
Jakob Bühler um 1815
Dieses Bauvorhaben war für die damalige Zeit gewaltig. Im Dorfzentrum mussten Häuser und Höfe weichen und ein guter Teil des Berges, grösstenteils Sandsteinfels, abgetragen werden.
Zur Sicherung des Bestandes fertigte der Geometer Jakob Luterbach im Jahre 1816 einen „massstäblichen“ Plan an.
Ein Teil der Gebäude, wie die Mühle (5), das Wohnhaus des Ratsherrn Bühler -später Gasthaus zur Sonne (1) , Haus und Scheune Anton Bühler- später Alfred Steiger, alt Gemeindeammann (10), Haus und Scheune Johann Steiger (vormals Joseph Paulinius Rüegger)... konnten beim Strassenbau bestehen bleiben (3) . Das Haus (3) diente zeitweilig auch als Arztpraxis und war Sitz der Gemeindekanzlei. Danach dann Sitz der Triba Partner Bank.
Andere Häuser wiederum wurden abgerissen: Haus und Scheune Josef Müller (11) und auch das Wirtshaus des Josef Pfenniger, Müller zu Büron (7).
Interessant ist insbesondere die Geschichte des „Wirtshaus zum Löwen“. Zum ersten Mal wird es im Jahre 1602 erwähnt (2).
Man muss sich Büron um das Jahr 1800 als kleinen malerischen Flecken vorstellen: nur wenige Gebäude in der Dorfmitte, verstreute Bauernhöfe, Baumgärten, Wiesen… und das Zentrum bildete der Platz zwischen Mühle und dem alten Löwen. Die Strassenverbindung von Sursee nach Triengen führte über diesen zentralen Platz.
Hier spielte sich das Geschäfts- und Gesellschaftsleben ab. Hier lieferten die Bauern ihr Korn ab und wurden anschliessend die Mehlsäcke umgeschlagen. Hierher brachten die Heimweber ihre Waren zum Verkauf und hier traf man sich sonntags nach dem Kirchgang. Reisende fanden Rast im Wirtshaus und bei gutem Wetter sass man in der Gartenwirtschaft und spielte auf dem eigens angelegten Kegelplatz (7a) die eine oder andere Partie.
Doch nun standen das Wirtshaus, die zugehörige Scheune und auch das Bauernhaus des Joseph Müller im Weg und sollten dem Strassenbau weichen. Jakob Bühler musste den Besitzer des Wirtshauses, der Mühle, der Sägerei und des Burghofes Josef Pfenniger nicht lange zu einem Neubau bewegen. In den Schatzungsunterlagen von 1811 werden die Gebäude als von „mittelmässiger Bausubstanz und zudem gedeckt mit einem Schaubdach“ (Strohdach) taxiert.
Aus den Brandassekuranzregistern (später Kant. Gebäudeversicherung) geht hervor, dass der Gasthof Löwen an alter Stelle abgerissen und später auf der anderen Seite der „neuen Landstrasse“ neu aufgebaut wurde (3).
Der grosszügige Neubau war inskünftig eines der prägenden Gebäude von Büron, brannte 2006 aber völlig aus, wurde abgerissen und musste einer modernen Überbauung weichen. Auch das Gasthaus zur Sonne, eine weitere sehr beliebte „Beiz“, wurde 2011 "zurückgebaut". 200 Jahre nach dem Bau der Kantonsstrasse durch Büron machten nun beide Wirtshäuser Platz für einen erneuten Strassenausbau.
Das ehemalige Wirtshaus zum Löwen beim Vollbrand von 2006
Das alte Gasthaus zur Sonne stand dort, wo heute der Kreisel ist
In folgendem Plan wurden die Gebäude und Wege, wie sie 1816 bei der Geländeaufnahme bestanden, in die heutige Situation übertragen. Dunkelgrün hinterlegt ist die „Alte Landstrasse“, rot die projektierte neue Strassenführung mit Kreisverkehr von 2014-2016.
Gemessen wurde damals in Fuss. Bei der Übertragung in die aktuelle Situation wurden leichte Abweichungen festgestellt und korrigiert.
Ursprünglich verlief die „alte Landstrasse“ ab dem Dorfzentrum Richtung Triengen gar zwischen den Gebäuden 2 und 3 die Gallus- Steiger Strasse hinauf, entlang des Burgwäldlis bis zum Triengeracker.
Auf den Projektplänen zur neuen Strasse von 1818 ist aber bereits ein breiter Feldweg zu den Höfen Richtung Triengeracher eingezeichnet. Dieser wurde scheinbar verbreitert und als neues Strassentrasse genutzt. Ab Triengeracher verlief die alte Strasse auf dem Bord hin zum Hexenbächli. Dieser Verlauf wurde bis Triengen begradigt.
Gegen Sursee verlief die alte Kantonsstrasse im Gebiet Rüti hinter dem Schlachthaus, durch die heutige Obstplantage und machte auf der Höhe Bauernhaus "Haldenhof" einen Knick nach Süden Richtung Geuensee Unterdorf.
Auf den weiter unten eingefügten Plänen ist auch die St. Niklauskapelle in Geuensee zu sehen. Diese kam bei einem weiteren Strassenausbau in den Wege und musste 1962 als Ganzes verschoben werden.
Auf dieser Aufnahme aus den 1930er Jahren sieht man gut die Einfahrt zur Hohlgasse (alte
Landstrasse nach Sursee), Mitte rechts das Wirtshaus zum Löwen und ganz rechts das Gasthaus
zur Sonne. In der Bildmitte ist der alte Dorfbachdurchlass gut zu erkennen.
1819/20 war die „neue Strasse unten am Berge“ fertig. Die neue Landstrasse war Teil eines grösseren Projektes, welches die Strassenführung von Sursee bis zum Marchstein in Triengen neu gestaltete. (vgl. Projektpläne Strasseninspektor Anton Weingartner von 1818).
Noch im gleichen Jahr verstarb Jakob Bühler an den Folgen eines Schlaganfalls. Den Grabstein kann man auch heute noch an der Hofkirche in Luzern besichtigen.
Sein Sohn, Rechtsanwalt Josef Sigmund Bühler war ein enger Mitstreiter von Dr. Jakob Robert Steiger bei den Freischarenzügen von 1844/45 und später Mitglied im neu gebildeten Nationalrat in Bern. Er war es, der den neuen Familiensitz direkt an der Kantonsstrasse Richtung Triengen bauen liess. Das stattliche Gebäude wurde 1850 als Bierbrauerei gebaut und diente ab 1880 als Firmensitz der Zürcher Weberei Vollenweider. Ab 1909 wurde es bis in die heutige Zeit als Restaurant Brauerei geführt und es somit das letzte der drei alten Gasthäuser von Büron.
Die Bierbrauerei Büron im Jahre 1906
Josef Sigmund Bühler
Quellenangaben: 1) STALU, AKT 27/166 C
2) KORNER 1915: 82ff
3) STALU, A 1143/18+276-278